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Die Wallfahrtslegende von Mettendorf (September 2018)

Auf sehr eindrückliche Weise wird in dem ovalen Bild, Ölmalerei auf Leinwand, die Legende der Wallfahrt zur hl. Anna in Mettendorf erzählt. Es handelt sich um eine volkstümliche spätbarocke Malerei, die in der Zeit um 1740-1770, zur Blütezeit der Wallfahrt entstanden ist. Kurz zuvor in den Jahren 1737-1738 wurde die Kirche nach Plänen des Eichstätter Hofbaudirektors Gabriel de Gabrieli neu gebaut. Dieser für Gabrieli typische Kirchenbau erhielt eine reiche Ausstattung mit Stuck von Franz Horneis und Deckenbildern von Joseph Dietrich mit Szenen aus dem Marienleben, sowie mit aufwendigen Altären. Der Kirchenbau wurde von Fürstbischof Johann Anton von Freyberg gefördert. Der heute gut gepflegte Kirchenraum präsentiert sich als prächtiger, einheitlich spätbarocker Festsaal.

Im späten Mittelalter ist in Mettendorf eine Kirche, die dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist, nachweisbar. Der Ort gehörte zur Pfarrei Kinding und im 17. Jahrhundert war er eine Filiale von Haunstetten. Erst im 18. Jahrhundert beginnt die Geschichte der Wallfahrt. Die um legendäre Teile erweiterte Entstehungsgeschichte berichtet folgendes: Im Jahr 1725 entdeckt der katholische Schulmeister und Organist Philipp Schnepf in der verwaisten Kapelle St. Georg in Ebermergen (Stadt Harburg) spätgotische, plastische Bildnisse der Muttergottes und der hl. Anna Selbdritt, die verstümmelt sind. Er spricht das Bildnis der hl. Anna an: „Du bist eben veracht, wie ich, ich bin arm, du hast mehrer gelitten als ich, dihr geht es schlimmer, aber liebe Mutter, wan du befreyet seyn willst, gib mir ein Zeichen, ich will dich erlösen.“ Daraufhin habe die Figur gelächelt. So nimmt er die Figuren an sich und verwahrt sie einige Zeit in Gnotzheim. Während einer Reise berichtet Schnepf in Mettendorf von seinem Fund. Die Mettendorfer waren von diesem „Wunder“ so begeistert, dass sie die Figuren 1727 feierlich in ihre Kirche überführten. Sofort ereigneten sich Mirakel, was zu einem großen Zulauf an Wallfahrern führte. Der Pfarrer von Haunstetten und die bischöfliche Behörde standen zunächst ablehnend dieser aufkeimenden Wallfahrt gegenüber, vor allem weil die erforderlichen Genehmigungen nicht eingeholt worden waren. Die offizielle Aufnahme der Gnadenbilder in Mettendorf erfolgte deshalb am 16. 12. 1727. Die Wallfahrt entwickelte sich so rasant, dass wenig später drei Priester dazu abgestellt wurden. Die beiden Gnadenbilder wurden in den Seitenaltären aufgestellt. Der Hauptwallfahrtstag wird am Annafest gefeiert. Im Jahr 1749 wurde Mettendorf in die Pfarrei Greding eingegliedert. Die Einnahmen flossen üppig, so dass der Pfarrer Gelder verleihen konnte. Im Jahr 1768 sollen angeblich 12.000 Besucher gezählt worden sein. Mit der Säkularisation, bei der verfügt worden ist, alle Wallfahrtsstätten zu schließen, drohte der Mettendorfer Kirche in jähes Ende. Im Jahr 1808 wurde sie auf Anweisung des Landgerichts Beilngries ausgeräumt. Die Wallfahrtsbilder wurden nach Greding verbracht. Der Kirchenbau sollte abgebrochen werden. Doch dagegen erhob sich tatkräftiger Widerstand in der Bevölkerung. Die politische Wende im Jahr 1817 ermöglichte es, dass den Landpfarreien ihr Vermögen zurückgegeben worden ist. 1820 wurde wieder die Feier der Gottesdienste erlaubt, und 1827 konnten die Gnadenbilder wieder nach Mettendorf zurückkehren. Heute wird das Fest der hl. Anna regelmäßig gefeiert, und während der Fastenzeit werden wöchentlich Predigten zu einem großen Thema angeboten.

Nachdem in Mettendorf keine Mirakelbücher aufgezeichnet worden sind, sind neben der lokalen und der archivalischen Überlieferung vier Gemälde die einzige Quelle, die die Entstehung der Wallfahrt dokumentieren. Sie können in die Zeit um 1740-1770 datiert werden kann. Die Bilder geben relativ genau die Örtlichkeiten wieder und sind deshalb unschätzbar wertvoll für die Ortsgeschichte. Wie in der barocken Emblematik üblich, sind die Bilder mit ausführlichen Texten versehen, die das Geschehen erklären.

Die Bilder schildern die „Entführung“ der Figuren durch Philipp Schnepf; ein heller Stern erleuchtet vor Beginn der Wallfahrt nachts die Mettendorfer Kirche; die Übertragung der Gnadenbilder in einer feierlichen Prozession in die Mettendorfer Kirche. Das abgebildete Gemälde zeigt das Dorf Mettendorf von Norden gesehen mit der Burgruine Liebeneck. Einem Viehhirten erscheint ein mysteriöser Pilger und prophezeit ihm, dass in ferner Zeit die Kirche von Mettendorf eine große Wallfahrtsstätte sein werde. Dabei wird mit einfachen malerischen Mitteln die damalige Situation des Dorfes mit den verschiedenen Jurahäusern, der Mühle, der Kirche und dem Schwarzachtal wiedergegeben. Auch wenn die Gemälde kunstgeschichtlich nicht den Rang wie andere Werke haben, die Perspektive wenig realistisch ist, sind sie doch ein liebenswertes und sehr eindrückliches Zeugnis für diesen Mosaikstein der Kirchengeschichte, für den bis heute im Schwarzachtal die Gabrieli-Kirche spricht.

Emanuel Braun

Wallfahrtskirche Mettendorf

Bereits im früheren Mittelalter ist in Mettendorf eine Kirche nachgewiesen. Nach dem Entstehen der Wallfahrt wurde 1737 – 38 die heutige Kirche nach Plänen des Eichstätter Hofbaumeisters Gabriel de Gabrieli errichtet. Mettendorf gehört seit 1749 zur Pfarrei Greding.

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