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Raum XII: Der Kapitelsaal

Stammbaum der Hl. Walburga

Um 1520, Eichstätt
Leinenkette, Wolle, Seide, Metallfäden
Höhe: 102 cm, Breite 133 cm

Den Menschen des Mittelalters war es ein Anliegen, die legendäre Abstammung eines beliebten Heiligen in Form eines Stammbaums zu dokumentieren und natürlich auch zu propagieren. Selbstverständlich bot sich dies auch für die hl. Walburga an, die adeliger Abstammung war und sogar mit dem englischen Königshaus in Verbindung gebracht wurde.
Der Stammbaum zeigt in zwei Reihen von Figuren die Eltern als angelsächsisches Königspaar, sechs Verwandte und geistige Ahnen sowie die hl. Walburga mit ihren Brüdern Willibald und Wunibald. Sie sind jeweils mit Schriftbändern betitelt.
Der Teppich wurde ebenfalls von Walburga von Absberg gestiftet. Er ist leider in zwei Stücke zerteilt worden und gelangte so an verschiedene Besitzer, nämlich an das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein und an das Bayerische Nationalmuseum in München. 1999 konnte das Fragment der fürstlichen Sammlung nach Eichstätt zurückgeholt werden

Älterer Walburgateppich

Um 1460 - 1464, Nürnberg
Leinenkette, Wolle, Leinen, Seide, Metallfäden
Höhe 153 cm, Breite 266 cm

Die großformatige, farbenprächtige Tapisserie wurde geschaffen für den Ort, wo die hl. Walburga begraben ist, nämlich die Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt. Sie diente wohl dazu, die Verehrung dieser damals hoch geschätzten Heiligen zu fördern, indem man den Pilgern, die zu ihrem Grab kamen, auf bildliche Weise ihr heiligmäßiges Leben vor Augen führte. Walburga stammte aus einem angelsächsischen Adelshaus und wirkte im 8. Jahrhundert im Zuge der Missionsbewegung des hl. Bonifatius in Franken.
Stifter des kostbaren Teppichs war der Eichstätter Bischof Johann von Eych (1445-1464), der eine enge Beziehung zu dem Kloster pflegte. Inhaltlich sind wichtige Episoden der Walburga-Legende in acht Bildern auf zwei Reihen verteilt, zu sehen. Diese werden erläutert durch kurze lateinische Texte.
Der Teppich wurde wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Kloster verkauft und gelangte in die Hände des kunstsinnigen Fürsten Ludwig von Oettingen-Wallerstein, der ihn in seine bedeutende Sammlung integrierte. Im Jahr 1999 konnte für das Domschatz- und Diözesanmuseum dieses Stück erworben und damit an seinen urprünglichen Ort zurückgeführt werden.

 

Jüngerer Walburgateppich

1519, Eichstätt
Leinenkette, Wolle, Leinen, Seide, Metallfäden
H: 158 cm, B: 267 cm

Das jüngere Pendant des älteren Walburga-Teppichs hatte prinzipiell dieselbe Funktion.
Stifter war in diesem Fall die Äbtissin Walburga von Absberg, die in dieser schwierigen Zeit der Reformation das Kloster zu leiten hatte. Unter ihrer Ägide dürfte im Kloster eine Teppichwirkerei eingerichtet worden sein, der eine Reihe von museal erhaltenen Stücken zugeschrieben werden können.
Der Teppich zeigt zehn Ereignisse aus dem Leben der hl. Walburga, wobei drei Bilder aus dem älteren Teppich wörtlich übernommen worden sind. Er gilt als erstes Werk dieser Werkstatt, die stilistisch und technisch hinter den Nürnberger Arbeiten zurückgeblieben ist.
Er erlebte dasselbe Schicksal wie der ältere Teppich.

Domkapiteltafel von 1794

Ähnlich wie bei den Hochstiftskalendern war es wohl üblich, dass sich das Domkapitel zusammen mit dem Fürstbischof porträtieren ließ. Diese Porträts wurden als Miniaturen ausgeführt und zusammen zu einer sogenannnten Domkapiteltafel montiert. Eine solche Tafel aus der Zeit zwischen 1794 und 1797 ist nun nach einer sorgfältigen Restaurierung im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt ausgestellt.

Die minutiös ausgeführten Bildnisse sind aus feinem Biskuitporzellan gearbeitet und mit Wappenschildern und Schriftbändern versehen. Der zarte Schmelz des Porzellans war zu dieser Zeit für diese Zwecke sehr beliebt. Aufgrund von historischen und stilistischen Forschungen handelt es sich um Arbeiten des Tiroler Künstlers Johann Albani (eigentlich Albaneder), der in Schwaz das Töpferhandwerk erlernte und sich zum Possierer weiterbildete, so dass er an verschiedenen Fürstenhöfen zum gefragten Porträtisten wurde. Schließlich kehrte er nach großem Erfolg und bedingt durch die napoleonischen Kriege in seine Heimat zurück und gründete in Schwaz eine Steingutfabrik, wofür er 1802 die Konzession erhielt.

Als Büsten sind vorgestellt Füstbischof Joseph Graf von Stubenberg und die 15 Domkapitulare Felix von Stubenberg, Wilhelm Friedrich Groß von Trockau, Franz Heinrich Benedikt Freiherr von Andlau zu Homburg, Johann Baptist Anton von Ulm zu Erbach, Christoph Gustav von Eyb, Maria Casimir Schenk von Castell, Friedrich Christoph Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff, Franz Xaver Anton von Zehmen, Friedrich Daniel Freiherr von Gebsattel, Karl Joseph Freiherr von Rottberg, Franz Karl von Redwitz, Marquard Xaver Freiherr von Riedheim, Johann Wilhelm Freiherr von Hompesch zu Bollheim, Franz Joseph Maria Graf von Starhemberg und Eduard Joseph Willibald Maria Graf von Kesselstatt. Neben den Namenszügen sind auf den Schriftbändern ihre domkapitelschen Funktionen erkennbar.

Die empfindlichen Porzellane wurden auf eine mit Stoff bespannte Tafel appliziert und sind in einem aufwendigen Rahmen im Louis-seize-Stil vereinigt.

 

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