Zum Inhalt springen
08.04.2022

40 Jahre Domschatz- und Diözesanmuseum am Dom – Eine Museumsgründung im Kontext ihrer Zeit

Repro: Diözesanmuseum Eichstätt

Die Kunstsammlung Sebastian Mutzls im Pfarrstadel von Enkering. Repro: Diözesanmuseum Eichstätt

Im Jahr 2022 begeht das Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt sein 40-jähriges Bestehen in seinen repräsentativen Räumen beim Dom. Kernbestand seiner bemerkenswerten Sammlung vor allem mittelalterlicher Kunst geht auf einen Bestand zurück, den der Geistliche Sebastian Mutzl (1831–1917) 1899 seinem hoch geschätzten Bischof Franz Leopold Freiherr von Leonrod (1829–1905) übereignete. 1901 wurde die Kunstsammlung erstmals unter der Bezeichnung „Diözesanmuseum“ in der ehemaligen Sommerresidenz der Fürstbischöfe aufgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der höchst kunstsinnige und selbst als Künstler tätige Mutzl, seit 1866 Pfarrer von Enkering, widmete sich wohl über Jahrzehnte der Erforschung und dem Sammeln historischer Kunstwerke, vornehmlich aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Dass es oft Bildwerke waren, die er der Vergessenheit oder gar dem Untergang entriss, zeigt eine Fotografie seiner Sammlung, die er zunächst in seinem Pfarrstadel verwahrte; viele der Kunstwerke waren beschädigt oder hatten große Partien ihrer originalen Farbigkeit verloren. Mutzls Sammlung umfasste zur Jahrhundertwende nach einer von ihm selbst verfertigten Liste 67 Skulpturen, 26 Gemälde sowie nicht genauer bezeichnete Handzeichnungen und Glasgemälde des 14., 15. und 16. Jahrhunderts. Bis heute ist dieser Sammlungsschwerpunkt in den Beständen des Eichstätter Diözesanmuseums erkennbar.

Die Errichtung des Diözesanmuseums Eichstätt ist nicht isoliert zu sehen, sondern steht eher am Ende einer ganzen Reihe von Gründungen kirchlicher Museen. Das älteste Diözesanmuseum wurde 1853 in Paderborn begründet, 1855 folgte das Kölner Diözesanmuseum. Viele der Sammlungen entstanden aufgrund von Schenkungen oder Initiativen von kunst- und geschichtsbegeisterten Geistlichen. So bildete etwa die 1857 übereignete Sammlung des Theologen und Kunsthistorikers Joachim Sighart 1857 den Grundstock des Diözesanmuseums Freising. Derartige Sammlungen und kirchlichen Museen – wie übrigens auch die zahlreichen Kunst(gewerbe)museen des 19. Jahrhunderts – entstanden nicht zum Selbstzweck und aus der Freude an Altem und Kostbarem. Der bedeutsamere Beweggrund war, die eigene kulturelle Identität in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu erhalten. Man hütete, was die Zeiten und zuletzt die Säkularisation überstanden hatte, sammelte gezielt sakrale Kunstwerke, die durch den Verlust ihres Nutzungszusammenhangs von Zerstörung und Verkauf bedroht waren. Neben dem Sammeln und Bewahren war ein weiteres wichtiges Motiv der Bildungsauftrag der kirchlichen Museen. Die Zeugnisse oft verloren gegangener Handwerke und Kunstfertigkeiten, und insbesondere der Glaubensverkündigung dienten der Schulung des eigenen Priesternachwuchses im Hinblick auf die „wahre“ christliche Kunst im „mittelalterlichen Style“, aber auch als Vorbildsammlung für junge Kunstschaffende.

Dass genau die geschilderten Beweggründe auch für die Anfänge des Diözesanmuseums Eichstätt gelten, belegt der Erlass Bischof Leonrods vom 30. November 1901 zu seiner Errichtung, um das noch Erhaltene und Vorhandene „aus der Verborgenheit zu ziehen und vor dem Untergange zu retten“. Das bis zu Beginn der 70er Jahre in der Sommerresidenz präsentierte Diözesanmuseum fand 1982 nach wechselvollen Geschicken einen symbolträchtigen Sitz direkt am Dom. Und: noch heute bildet die Sammlung Mutzl den Kernbestand des Diözesanmuseums und seiner Schausammlung.

Text: Dr. Claudia Grund

Termine

Derzeit kein Kalendereintrag vorhanden