Zum Inhalt springen
24.08.2022

Professor Andreas Bauch und sein „Museum für Frömmigkeitsgeschichte“

Foto: Dr. Claudia Grund

Der Eingang des Diözesanmuseums mit einer Lichtinstallation von Walter Bamberger zum 40-jährigen Bestehen der Einrichtung. Foto: Dr. Claudia Grund

1947 wurde Andreas Bauch (1908-1985) als Nachfolger Ferdinands von Werden Professor für Allgemeingeschichte und Kunstgeschichte an der Theologisch-Pädagogischen Hochschule, und damit auch der neue Konservator des Diözesanmuseums Eichstätt. Bauchs reiches Wirken in der Lehre und Forschung, als Regens des Priesterseminars von 1950-1971 sowie als Konservator hätte ausgereicht, mehr als nur ein Menschenleben auszufüllen. Bis heute geradezu legendär sind auch seine Vorlesungen in Kunstgeschichte. Denn der Kunst gehörte seine große Leidenschaft, was Bauch wohl auch dazu bewegte, die Neuordnung, Neuorganisation und Neueröffnung des Diözesanmuseums mit unermüdlicher Energie voranzutreiben.

Schon zuvor war es Andreas Bauch zusammen mit seinem Kollegen Prof. Franz Xaver Mayr gelungen, die bedeutende naturwissenschaftliche Sammlung des Seminars in der Willibaldsburg unterzubringen und dort nach dem Umbau 1976 das heutige Juramuseum zu eröffnen. Doch es war das Diözesanmuseum, das, unbeachtet von der Öffentlichkeit, seit dem Krieg jahrelang ein Schattendasein gefristet hatte, welches Andreas Bauch fortan zu seiner Lebensaufgabe machen sollte, auch wenn er sich dem Projekt aufgrund seiner vielfältigen Funktionen an Seminar, Hochschule und in der Diözese erst relativ spät widmen konnte. Es war der überzeugungskräftigen Persönlichkeit Bauchs, seiner Beharrlichkeit und seinem wissenschaftlichen Ansehens zu verdanken, dass 1982 auch in Eichstätt, nach dem Vorbild vieler Diözesen, ein attraktives und zeitgemäßes Diözesanmuseum eröffnet werden konnte.

Zunächst galt es die heimatlosen und verstreuten Sammlungsbestände zu sichern, zu katalogisieren und vor allem einen neuen Standort für das Museum zu finden. Um 1970 zeichnete es sich ab, dass frei werdende Räumlichkeiten im Dombezirk für eine museale Nutzung geeignet erschienen. Die Räume in einem ehemaligen Getreidespeicher des 18. Jahrhunderts, über dem Südflügel des Kreuzgangs gelegen, sowie über dem Mortuarium waren wegen ihrer zentralen Lage sowie ihrer räumlichen und inhaltlichen Verbindung zum Dom ideal, weshalb das Projekt des Diözesanmuseums 1971 genehmigt wurde. Die architektonische Planung und Realisierung wurde dem Diözesanbauamt unter der Leitung von Karljosef Schattner (1924–2012) übertragen und nach längerer Klärung rechtlicher Verhältnisse und vor allem der Finanzierung 1976 begonnen. Planung und Umsetzung dauerten fast sechs Jahre, galt es doch nicht nur umfassende baulich-konstruktive Maßnahmen umzusetzen, den „Kipfenberger Stadel“ fast komplett zu entkernen und die heruntergewirtschafteten Räume über dem Mortuarium umfassend zu sanieren, sondern auch das Museum komplett auszustatten.

Mit der inhaltlichen Konzeption der 12 Schauräume samt Schatzkammer beschritt Andreas Bauch einen bis dahin neuartigen Weg. Klasse ging vor Masse, in Zusammenarbeit mit den Architekten wurden die Ausstattung und die ausgewählten, in mehrjähriger Arbeit restaurierten Exponate regelrecht inszeniert, so dass jedes Objekt seine Wirkung entfalten kann. Nicht die Stilgeschichte und historische Überlieferung der Kunstwerke, sondern ihre Einordnung in landesgeschichtliche Themen oder geistesgeschichtliche Aspekte bedingte ihre Auswahl und Aufstellung. Andreas Bauchs Anspruch war: „Das Museum erstrebt durch Werke der christlichen Kunst eine Sichtbarmachung der Frömmigkeitsgeschichte der Diözese. Darin liegt sein spezifischer Auftrag. Überall wird der religiösen Aussage der Vorrang gegeben.“ Und so lautete auch der Untertitel des neuen Diözesanmuseums: „Museum für Frömmigkeitsgeschichte“.

Um das damals durchaus innovative und daher aufsehenerregende Konzept umsetzen zu können, wurden auch Leihgaben aus den Sammlungen des Historischen Vereins, aus Dom, Bischofspalais und Universitätsbibliothek in die Dauerausstellung integriert, bei deren museumsdidaktischer Aufbereitung Hans Wichmann, 1980–1990 Direktor der Neuen Sammlung in München, beratend tätig war. Auch flossen in das Ausstellungskonzept die ersten Forschungsergebnisse und Originalfunde der großen archäologischen Grabung der 70er Jahre im Dom ein.

Am 26. März 1982 war es soweit: Das Museum konnte durch Bischof Dr. Alois Brems in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, darunter der bayerische Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier, eröffnet werden. Das neuartige Diözesanmuseum wurde in den Medien auf breiter Ebene gewürdigt, erhielt mehrere architektonische Auszeichnungen und war fortan nicht nur zum Ziel von Kunstfreunden, sondern auch einer Pilgerstätte zeitgenössischer Architektur, die seit 2020 unter Denkmalschutz steht.

Die Architektur des Diözesanmuseums und seine aufeinander abgestimmtes Miteinander von Kunst und Design sollen Thema des nächsten Beitrags unserer Serie sein.

Dr. Claudia Grund

Termine

Derzeit kein Kalendereintrag vorhanden