Zum Inhalt springen

Die Tilly-Monstranz von Breitenbrunn (Aprill 2018)

In der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt von Breitenbrunn wird eine sehr interessante, einzigartige Monstranz verwahrt. Sie wird mit dem historisch bekannten Johann t´Serclaes Graf von Tilly in Verbindung gebracht, der, obwohl in Brabant geboren, für die Marktgemeinde eine wichtige Rolle spielt.

Es handelt sich um eine filigrane Turmmonstranz aus der Spätgotik. Sie steht auf einem flachen Fuß, der aus einem Vierpaß mit zwei ausgezogenen Spitzen besteht. Der schlanke, hohe Schaft ist durch einen flach gedrückten Nodus unterbrochen. Auf zwei kapitellartigen Stücken sitzt das Hauptgeschoß, das aus vier Pfeilern besteht, in deren Mitte sich das schlanke, rechteckige Ostensorium befindet, das durch eine Krone aus dünnen Drähten ausgezeichnet ist. Zwischen den Pfeilern stehen auf dünnen Säulen die Figürchen der hll. Sebastian und Christophorus, an den Außenseiten erkennt man die trauernde Maria und Johannes Evangelist. Die Pfeiler tragen Baldachine und sie enden in fein gearbeiteten Fialen. Über dem Schaugefäß erhebt sich ein großer Turmhelm, in dessen Baldachin die Figur des Schmerzensmannes untergebracht ist. Die Monstranz ist reich mit Gravierungen verziert. Von der Tragfläche des Hauptgeschosses hängt ein Fries aus Weintrauben und kreuzförmige Anhänger herab. Der Fuß ist graviert mit Bildnissen der Muttergottes und der hll. Leonhard, Sebastian, Martin, Alexander und Albert, jeweils eingebettet in Maßwerkformen und Blattwerk. Als Vorlagen für die Figuren dienten dem Silberschmied Stiche von Albrecht Dürer. 

Die Monstranz ist aus Silber gearbeitet, teilweise vergoldet, sie misst in der Höhe 83 cm. Sie wurde im Jahr 1507 in Nürnberg gefertigt. Stifter waren die Brüder Albrecht, Alexander und Martin von Wildenstein, ein Rittergeschlecht, das sich nach der gleichnamigen Burg benannte. Zu dieser Zeit hatten die Wildensteiner auch die Herrschaft auf Breitenegg inne, weshalb sie für die Breitenbrunner Pfarrkirche Stiftungen getätigt haben und diese als ihre Grablege bestimmt haben. Deshalb erscheinen auf den Bildnissen der Monstranz auch die Namenspatrone der drei Brüder.

In der Kunstgeschichte sind nur noch 20 Nürnberger Monstranzen aus gotischer Zeit bekannt. Viele dürften wegen der Reformation eingeschmolzen worden sein. Der Typus der Breitenbrunner Monstranz, die zu den prächtigsten gehört, findet sich bei mehreren Beispielen. Am ähnlichsten ist ein Exemplar in Feldkirch in Vorarlberg.[1] Die Breitenbrunner Monstranz wurde wegen eines Streites über die Patronatsrechte zwischen dem Herzog von Bayern und dem Grafen von Pfalz-Neuburg 1593 in München deponiert. Der im Dreißigjährigen Krieg zum kaiserlichen Oberbefehlshaber aufgestiegene Johann t´Serclaes Graf von Tilly, der die Katholische Liga erfolgreich in zahlreiche Schlachten geführt hatte und 1624 mit der Herrschaft Breitenegg belehnt worden war, vermittelte im Jahr 1631 in dem Streit und führte sie nach Breitenbrunn zurück. In diesem Zusammenhang dürfte sie leicht umgearbeitet worden sein. Seither trägt die an sich von den Wildensteinern gestiftete Monstranz diese Bezeichnung. Im heutigen Bewusstsein der Bevölkerung ist Graf von Tilly vor allem als Wohltäter noch sehr präsent. Bis heute erinnert das sog. Tilly-Schlößchen an diese Periode der Ortsgeschichte. Im Gedenken daran wird alljährlich ein historisches Tilly-Fest gefeiert.

Breitenbrunn gehört zu den ältesten christlichen Siedlungen der Gegend. Im 9. Jahrhundert wird der Ort, der an der Grenze zum Bistum Regensburg liegt, zum ersten Mal erwähnt. Die Kirche war seit 1406 dem Benediktinerinnenkloster Bergen inkorporiert. Die heutige Pfarrkirche besteht aus einem Chorturm aus dem 13. Jahrhundert und einem spätbarocken Langhaus aus den Jahren 1716-1717, das ungewöhnlich reich ausgestattet ist, was vor allem auf die Inhaber der Herrschaft Breitenegg, die Grafen von Tilly und später die Freiherren von Gumpenberg, zurückzuführen ist.

Emanuel Braun

[1] Heinrich Kohlhaussen, Nürnberger Goldschmiedekunst des Mittelalters und der Dürerzeit 1240-1540, Berlin 1968, S. 228 ff.

 

Pfarrkirche Breitenbrunn

Die Pfarrkirche Mariä Aufnahme in den Himmel geht auf das 12. Jahrhundert zurück und erhielt Anfang des 18. Jahrhunderts ihre heutige Gestalt.

Zur Pfarreihomepage

In der Reihe Kunstwerk des Monats wird regelmäßig ein Objekt vorgestellt, das von besonderer künstlerischer oder historischer Bedeutung ist. mehr...