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Das jüngere Altarblatt des Hochaltars von Seligenporten (Januar 2018)

Das Gemälde, das im Jahr 1940 von Pater Bernhard Laurent OCist geschaffen wurde und die Aufnahme Mariens zum Thema hat, war bis 1978 in den Hochaltar der ehemaligen Kloster- und heutigen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Seligenporten eingebaut. Heute hängt es an der Südwand des Chores. Der Altar hat seitdem wieder sein spätbarockes Erscheinungsbild.

Seligenporten ist bekannt wegen seines ehemaligen Zisterzienserinnenklosters und wegen des monumentalen Kirchenbaus. In der Zeit um 1230/1240 bildete sich in der Gegend wie auch vielerorts eine Gemeinschaft frommer Frauen, die in selbstgewählter Armut lebten. Der Reichsministeriale Gottfried I. von Sulzbürg (+1259) überließ diesen für sein Seelenheil einen Hof, damit sie ein Kloster aufbauen konnten. Die Gemeinschaft wurde in das monastische Leben eingeführt und anschließend in den Zisterzienserorden unter dem Namen „felix porta“ aufgenommen. Die Klosteranlage entstand an einem Bach und war von Fischteichen umgeben. Sie bestand nicht nur aus den Konventgebäuden, sondern aus einer kleinen, mit Mauern geschützten Siedlung. Es gehörten Konversen, Laienbrüder und -schwestern, zu der Gemeinschaft. Nach der Reformation blieb aufgrund der protestantischen Territorien in der Umgebung der Nachwuchs aus, so dass schließlich 1565 das Kloster aufgehoben wurde. 1669 wurden vom bayerischen Kurfürsten die meisten Klöster der Oberpfalz wiederhergestellt. Seligenporten wurde dem Kloster der Salesianerinnen in Amberg zugeschlagen, die die Grundherrschaft übernahmen. Diese errichteten auch 1696 die Pfarrei. Nach der Säkularisation wurden die Liegenschaften an Privatpersonen veräußert. Doch 1929/30 kam es zu einem Neubeginn des Klosterlebens. Der Konvent der Zisterzienserabtei Bronnbach siedelte nach Seligenporten um, weil er sich dort günstigere Bedingungen erhoffte, und erwarb die Klostergebäude und die Landwirtschaft. Doch nach dem 2. Weltkrieg geriet der Konvent in Schwierigkeiten, so dass er sich 1967 bereits wieder auflöste.

Von der mächtigen einschiffigen Kirche dürfte zuerst das Langhaus mit der großen Nonnenempore bald nach der Gründung gebaut worden sein. Der Nonnenchor war wie bei diesem Orden üblich durch eine Querwand vom Raum der Laien abgetrennt. In einer zweiten Bauphase um 1330/40 wurde das Langhaus erhöht, die Empore erneuert und der hochgotische Ostchor mit Gewölbe errichtet. Offenbar war auch eine Wölbung des kleinen Laienraums geplant. Zur Zeit der Salesianerinnen wurde die Kirche vollständig neu ausgestattet. Im Rahmen einer Renovierung im Jahr 1895 hat man versucht, die mittelalterliche Raumwirkung wiederherzustellen. Das Langhaus erhielt deshalb eine trapezförmige Holzdecke mit Sprengwerk. In der Kirche hat sich eines der ältesten Chorgestühle in Deutschland zum Teil erhalten.

1728 wurde ein mächtiges, spätbarockes Hochaltarretabel mit Säulen und Gemälden aufgerichtet. Das Altarblatt schuf Wolf Simon Groß aus Landshut. Es hat die Heimsuchung Mariens zum Thema: Auf einem Treppenpodest begrüßen sich Maria und ihre Base Elisabeth. Vor dem Hauseingang wartet Zacharias. Das Gepäck Mariens wird von Frauen getragen.

Die meisten Kirchen der Zisterzienser, wie auch in Seligenporten trugen das Patrozinium Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August). Deshalb ist es nachvollziehbar, dass sich der neue Konvent im Jahr 1940 dazu entschieden, das Thema des Hochaltars zu ändern und diesen mit einem anderen Gemälde auszustatten. Diesem Wunsch kam entgegen, dass dem Konvent zu der Zeit ein Künstler angehörte, Pater Bernhard (Dominik) Laurent (geboren 1893 in Paris, gestorben 1975 in Enzenbach/Steiermark). Er war Mönch der Abtei Stams in Tirol. Über seine künstlerische Ausbildung ist leider nichts überliefert. Werke aus der Zeit um 1940 sind in der Diözese Eichstätt außer in Seligenporten noch nachweisbar in der Filialkirche Altenfelden, Pfarrei Allersberg, wo er den barocken Kreuzwegzyklus kopiert hat. Eine weitere Kopie davon befindet sich in der Pfarrkirche St. Rupert in Gerolfing, Stadt Ingolstadt. In den Jahren 1948 und 1949 ist er als Mitglied des Klosters Seligenporten geführt und mit der Aufgabe eines Kaplans in der Pfarrei Allersberg betraut.

Der Stil des Altarblattes kann als barockisierend klassifiziert werden, doch tragen die Figuren großenteils realistische Züge. Z. B. ist eine Apostelfigur eine Porträtstudie nach dem damaligen alten Schreinermeister von Seligenporten (freundlicher Hinweis von Brun Appel). Wir blicken in eine Schlucht, die perspektivisch nach hinten über Stufen ansteigt, bis sie am Horizont endet. Im Vordergrund erkennt man den offenen Steinsarkophag, um den sechs Jünger gruppiert sind. Zwei knien, unterhalten sich über das weiße Sudarium, auf dem Rosen liegen. Vier weitere Apostel drücken individuell ihr Entsetzen, ihre Überraschung aus, dass das Grab leer ist, und verfolgen vom Licht überwältigt die Himmelfahrt. Von dieser Gruppe abgerückt bemühen sich zwei andere Apostel, die schwere Deckplatte zu halten. Aus dem Hintergrund heraus eilen zwei männliche Figuren über die Stufen zum Grab, um das Wunder mitzuerleben. Die Muttergottes hat sich bereits über der Schlucht erhoben. Sie wird von Engeln getragen, die Blumen verstreuen, breitet die Arme aus und taucht in das gleißende Himmelslicht ein. Die Dramatik des Geschehens drückt sich auch in der Gestaltung des Himmels aus, in dem feurige Farbtöne vorherrschen. Die Himmelfahrt Mariens ist das ikonographische Hauptthema in der Gegenreformation. Der hier vorliegende Bildtypus mit dem geöffneten Grab steht aber noch in der Tradition des späten Mittelalters.

Als 1978 der Hochaltar wieder seine frühere Gestalt bekam, stand auch zur Diskussion, wie man mit dem Gemälde von Pater Bernhard umgehen soll. Dabei sprach sich die Pfarrgemeinde für den Erhalt aus.

Emanuel Braun

Pfarrei Seligenporten

Bereits im 13. Jahrhundert entstand in Seligenporten ein Kloster. Die heutige Pfarrkirche geht auf die Klosterkirche zurück und wurde im 14. und 19. Jahrhundert erweitert und umgestaltet.

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