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Der Bauernheilige Isidor in Gebertshofen (August 2018)

Das Gemälde im Breitformat hängt an der Emporenbrüstung der Expositurkirche Heilig Kreuz in Gebertshofen und zeigt den hl. Isidor als jungen Mann, der während der Feldarbeit ein Gebet verrichtet. Sein Schöpfer ist der Kirchenmaler Franz Spitzner (Velburg 1899 - Parsberg 1978).

Gebertshofen ist ein kleines Straßendorf, das an der Staatsstraße von Lauterhofen nach Happurg liegt und zur Pfarrei Lauterhofen gehörig ist. Es ist noch heute landwirtschaftlich geprägt. 1898 wurde für das Dorf eine Schule gebaut. Ein Jahr später entstand eine Ortskapelle zu Ehren der Muttergottes. 1921 wurde für Gebertshofen eine Expositurkirchenstiftung errichtet. Deshalb war ein Kirchenbau für die Gemeinde erforderlich, der 1929-1930 nach Plänen des Architekten Friedrich Haindl entstand und das Patrozinium Heilig Kreuz erhielt. Es handelt sich um eine originelle Saalkirche in den Stilformen des Heimatschutzstils und des Expressionismus. Sie besteht aus großformatigen Kalksteinquadern und drückt damit eine Schwere und Behäbigkeit aus, die der kargen Landschaft des Jura und seiner einfachen Bevölkerung entspricht. Das Innere ist geprägt von der Hängewerk-Konstruktion des Daches, die mit Brettern verkleidet ist. Der Raum verfügt noch über die vollständige Ausstattung der Bauzeit, er wird beherrscht von zahlreichen buntfarbigen Malereien auf Holz und Putz.

Franz Spitzner, der wissenschaftlich noch nicht erforscht ist und der eine handwerkliche Ausbildung erfahren hat, konnte den Hochaltar, sowie einige Skulpturen und Gemälde gestalten. Darüber hinaus schuf er für die Empore drei Gemälde, die die bei den Landwirten populären Heilige, Wendelin, Isidor und Notburga, zum Thema haben. Franz Spitzner gehörte einer Malerdynastie an, die über mehrere Generationen in Velburg und Parsberg ansässig war. In dieser Region findet man auch seine sakralen Werke.

Unser Bild zeigt im Vordergrund einen zeitgenössischen jungen Bauern in lederner Kniebundhose, der in einer Wiese kniet und das Kreuzzeichen macht. Die linke Hand ist ausgestreckt und weist auf das Dorf im Hintergrund. Hinter ihm führt ein duftig gezeichneter Engel das Ochsengespann auf einem Feld. Die authentische Schilderung dieser realistischen Figur erscheint gefaßt und religiös und zugleich lebensfroh. In ihrem Nimbus ist sie bezeichnet mit „St. Isidor bitte für uns“. Damit steht fest, dass wir es mit dem hl. Isidor von Madrid zu tun haben (Gedenktag 15. Mai), aus dessen Legende die wichtigste Geschichte erzählt wird: Der Knecht eines reichen Bauern betete während der Arbeit auf dem Feld. Sein Herr ertappte ihn dabei. Doch zur Überraschung der beiden erledigte inzwischen ein Engel die Arbeit des Knechtes. Die Gesichtszüge des Heiligen basieren auf einer Porträtstudie. Vielleicht handelt es sich um ein Selbstporträt? Die Verehrung des hl. Isidor verbreitete sich im 18. Jahrhundert in Deutschland. Er gilt als Patron des Bauernstandes. Diese Funktion wird im Schriftband ausgedrückt, das von Engeln gehalten wird: „Herr! Schütze Flur und Bauernstand! Dein Segen komme übers Land!“ In die sanfte, weite Landschaft hat der Künstler die Ansicht des Ortes Gebertshofen eingebaut. Somit ist das Bild einerseits ein volkstümlicher Ausdruck der Verehrung des Bauernheiligen und andererseits ist es als Fürbitte um das Wohl des gesamten Dorfes zu verstehen. Stilgeschichtlich ist die Malerei der Heimatschutzbewegung und der Neuen Sachlichkeit verpflichtet und vertritt damit konservative und zugleich progressive Tendenzen. In anderen Werken Franz Spitzners, z. B. in den Kreuzwegstationen von 1936 scheint aber auch tendenziell die Blut-und-Boden-Mentalität der nationalsozialistischen Kunstideologie auf.

Emanuel Braun

Expositurkirche Heilig Kreuz Gebertshofen

Gebertshofen gehört zur Pfarrei Lauterhofen. 1899 entstand eine Ortskapelle zu Ehren der Muttergottes. 1921 wurde für Gebertshofen eine Expositurkirchenstiftung errichtet und in der Folge 1929-1930 eine Kirche gebaut, die das Patrozinium Heilig Kreuz erhielt.

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In der Reihe Kunstwerk des Monats wird regelmäßig ein Objekt vorgestellt, das von besonderer künstlerischer oder historischer Bedeutung ist. mehr...