In der Pfarrkirche Herz-Jesu in Feucht befindet sich ein thematisch ungewöhnliches Relief, das eine interessante Geschichte zu erzählen weiß. Ein geflügelter Engel und zwei seitlich stehende weibliche Figuren mit langen, gelockten Haaren und antikisierenden Gewändern halten einen geschnitzten Bilderrahmen, in dem ein Schachspiel zwischen dem Teufel und einem verzweifelt aussehenden Mann dargestellt ist. Der links sitzende Teufel ist in einen langen, grünen Mantel gehüllt, auf dem Kopf trägt er einen Hut mit langer Feder - Insignien eines Räubers.
Das Relief wurde von dem Schreiner und Innenarchitekt Dagobert Maile geschnitzt, der das Relief in einer kurzen Zeitspanne von gut drei Wochen schnitzte, unmittelbar bevor er 1915 zum Kriegsdienst in den ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Er überließ das Werk seinen Eltern, dass diese wenigstens ein Erinnerungsstück haben sollten, falls er nicht aus dem Krieg zurückkommen sollte.
Maile verwendete als Vorbild für das Relief eine Illustration aus Goethes „Faust“. 1818 hatte der Zeichner und Maler Friedrich August Moritz Retzsch (1779 Dresden – 1857 Oberlößnitz) Radierungen für eine Faustausgabe gefertigt, in der Mephisto mit Faust beim Schach an einem Tisch sitzt und um dessen Seele spielt. Auch der Schutzengel im Hintergrund wurde nahezu wörtlich übernommen. Die Graphiken fanden nachfolgend in unzähligen Reproduktionen weite Verbreitung und auch eine Ausführung von Retzsch als Ölgemälde, das 1999 bei Christie’s in London zur Versteigerung kam, ist dokumentiert.
Das Schachspiel steht bei Dagobert Maile für den Wettstreit um die Krone der ewigen Herrlichkeit, um den Kampf zwischen Tugend und Laster, wie aus der erklärenden Schrifttafel hervorgeht. Dem Mann zur Seite steht ein Schutzengel, von dem dieser jedoch wenig Notiz nimmt und dessen Ratschläge offensichtlich nicht angenommen worden sind. Die hellen Spielfiguren repräsentieren die Tugenden und die roten, die zumindest zahlenmäßig deutlich überlegen sind, das Laster. Moralisierende Elemente finden sich auch in dem geschnitzten Rahmen des Schachspiels. So stehen die sich um die Füße der beiden Frauen windenden Schlangen für die Versuchung und das Böse schlechthin, während unten zwei Meerwesen um einen Fisch streiten – den allgemeinen Kampf ums Überleben verdeutlichend.