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Wallfahrtskirche Hl. Kreuz in Bergen: Frühklassizistisches Reliquiar des hl. Sebastian (Oktober 2017)

Die Pfarrkirche Hl. Kreuz in Bergen bei Neuburg a.d. Donau ist neben ihrer prachtvollen Ausstattung vor allem aufgrund des Kreuzpartikels eine bekannte und vielbesuchte Wallfahrtskirche.

Im 10. Jh. wird das Benediktinerinnenkloster in Bergen gestiftet, urspr. ist dieses mit der Kirche der Gottesmutter Maria geweiht, das Patrozinium Hl. Kreuz ist seit Ende des 13. Jh. belegbar. Das Kloster wird im 16. Jh. aufgehoben und im 17. Jh. werden die Klostergebäude abgebrochen. Mitte des 18. Jh. wird die Kirche nach Plänen von Giovanni Domenico Barbieri umgebaut und erhält ihre prachtvolle Ausstattung. In der Krypta, die 2001-03 generalsaniert wurde, ist das Kreuzpartikelreliquiar für die Öffentlichkeit zugänglich zu sehen.

Neben dem Kreuzpartikel besitzt die Pfarrkirchenstiftung Bergen weitere Reliquiare, unter diesen ein in unserer Gegend eher seltenes Stück aus der Zeit des Frühklassizismus.

Das ca. 16cm hohe Reliquiar aus versilbertem Gelbguss beherbergt eine kleine Reliquie des hl. Sebastian. Auf Volutenfüßen stehend wird der trapezförmige Sockel mit konkav geschwungenen Seiten von dezenten Akanthusranken begleitet. Das mittige Sockelfeld wird durch ein schuppengemustertes Feld geschmückt, horizontal davor hängt eine vegetabile Girlande. Ein Gesims trennt den Sockel vom Hauptteil, in dem mittig die Reliquie hinter Glas eingebettet ist, hervorgehoben durch einen Strahlenkranz. Dieser wird von wulstigen Volutenspangen flankiert, die an den oberen Enden allerdings nicht in Voluten, sondern in mäanderförmigen Abschlüssen enden, in die wiederum Girlanden eingehängt sind. Bekrönt wird das Reliquiar von zwei kleinen Engelsköpfchen und Wolkengebilden.

Mittig im Hauptgeschoss des Reliquiars, von einem Strahlenkranz umgeben, wird hinter Glas eine Reliquie des hl. Sebastian aufbewahrt. In einem kleinen, hochovalen Metallgehäuse ist die Reliquie auf roten Samt gebettet, von Krüll und versilbertem Lahn gerahmt. Im unteren Bereich ist die typische Cedula, das Zettelchen mit der Bezeichnung gespannt: „S. Sebastian. Mart.“ Der hl. Sebastian, der im 4. Jh. während der Christenverfolgung an einen Baum gefesselt und von numidischen Bogenschützen mit Pfeilen beschossen wurde überlebt diese Marter, wird schließlich dennoch aufgrund seines Glaubens getötet. Durch sein Martyrium wird er nicht nur Schutzpatron gegen die Pest und Seuchen, also „anfliegenden“ Krankheiten, sondern auch der Bogenschützen, Soldaten, Jäger und Waldarbeiter, weswegen er gerade im ländlichen Raum häufig in Kirchen zu finden ist.

Kunstgegenstände aus der Zeit des Frühklassizismus, d.h. um 1770-1790 sind in unseren Kirchen seltener zu finden: Gerade aufgrund der kurzen Zeitspanne von ca. 20 Jahren, einer Übergangszeit vom Barock und Rokoko zum Klassizismus, bei der v.a. Girlanden und Festons als Ornamente auftreten. Auch wird eben dieser Stil schon kurz danach im Klassizismus gering geschätzt, bis in die letzten Jahrzehnte auch abfällig als Zopfstil bezeichnet.

Doch zeigen Kunstwerke wie das Bergener Sebastiansreliquiar durch die ausgewogene Komposition barocker, „zopfiger“ und klassizistischer Stilelemente eine künstlerische und ästhetische Qualität, die zu Recht heute in der Kunstgeschichte gewürdigt wird.

Katharina Hupp

Wallfahrtskirche Bergen

976 wurde von Wiltrud, der kinderlosen Witwe des Bayernherzogs Berthold, in Bergen ein Benedikitinerinnenkloster gegründet. Zur Klostergründung erhält die Gründerin einen Partikel des heiligen Kreuzes. Die Wallfahrt zum heiligen Kreuz erlebte nach der Reformation eine Blütezeit. 1755 wurde die heutige Kirche gebaut, die sich in die romanischen Bauteile aus dem 12. Jh. einfügt.

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