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Das Pilgerbild von Buchdorf (November 2018)

In der Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf befindet sich ein großformatiges Gemälde, in den Maßen 220 cm x 278 cm, Ölmalerei auf Leinwand, das große Rätsel aufgibt. Es wird bisher als Pilgerbild betitelt, weil es Stätten im Heiligen Land zeigt.

Man erkennt eine ideale Ansicht ungefähr von Süden aus der Vogelschauperspektive mit Bergen, Fluß, Städten und Burgen. Die Ortsangaben finden sich in Schriftbändern, z. B. Damaskus; Betfage (erwähnt in den Passionsberichten, wo die Jünger den Esel für Christus geholt haben.); Jerusalem, betitelt als die Mitte der Welt, in mittelalterlicher Sichtweise; die Quelle des Jordan; Bethanien; der Bach Kidron („Der Bach Kedron fleußt für Jerusalem“); das Dorf Gethsemane („Hie ist gstunden das dörflein gethsemani an dem ölberg“). Maßstäblich dominiert wird das Bild von der bekannten Szene des Gebetes Christi am Ölberg. Es erscheint ihm der Engel des Vaters, der ihm den Kelch reicht. In weiteren Szenen daneben wird er abgebildet bei den drei vom Schlaf übermannten Jüngern und bei der Festnahme durch die Schergen des Hohenpriesters. Außerdem werden folgende Geschichten aus dem Neuen Testament illustriert: Jesus weint im Kreis seiner Jünger über die Stadt Jerusalem (Lukas 19, 41-44); die Himmelfahrt Christi; die Hütten, die Petrus bei der Verklärung Christi bauen wollte. Diese Orte sind als Pilgerziele empfohlen, in denen man einen Ablaß erwerben kann, sowie das Haus, in dem die Muttergottes gestorben ist.

Die Malerei ist stilistisch als provinziell zu bewerten. Vorlagen, auf die sie sich direkt beziehen würde, sind bislang nicht bekannt. Deshalb ist es auch nicht einfach, die Malerei stilgeschichtlich genau einzuordnen. Das räumliche Denken ist zwar intendiert, aber nicht konsequent verwirklicht. Die Komposition der Figuren für sich und in der Gruppe verrät eine Gestaltung im Übergang von Spätgotik zu Renaissance. Aufgrund dieser nur annäherungsweisen Bewertung müssen wir uns anderer Parameter bedienen, wenn wir das Gemälde weiter entschlüsseln wollen. Deshalb müssen wir das Augenmerk auf die Schriftbänder richten. Die Sprachform und der Duktus der Schrift können in das 16. Jahrhundert datiert werden. Somit kann man in der Zusammenschau der verschiedenen Kriterien feststellen, dass das Gemälde wohl in der Zeit um 1500-1560 entstanden ist. Man kann es vielleicht vom ikonographischen Typus her als Memorialbild eines Pilgers, der in der fraglichen Zeit das Heilige Land bereist hat, interpretieren. Ein lokaler Maler hat es dann nach seinen Beschreibungen ins Bild umgesetzt. Natürlich ist nicht überliefert, von wem und wann es in die Buchdorfer Pfarrkirche gegeben worden ist.

Buchdorf liegt in der Nachbarschaft des ehemaligen Zisterzienserklosters Kaisheim. Die Geschicke der Buchdorfer Kirche wurden deshalb regelmäßig vom Kloster beeinflußt, was z. B. am baulichen Abschluß des Turms spürbar ist. Die Pfarrkirche St. Ulrich, die dem Augsburger Bistumspatron geweiht ist, ist eine stattliche spätbarocke Saalkirche, die reich ausgestattet ist. Der Turm, in dem im Mittelalter der Chor untergebracht gewesen ist, ist als ältestes Bauteil im 14. Jahrhundert entstanden. 1736 wurde mit dem Neubau des Langhauses und des Chors begonnen.

Emanuel Braun

Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf

Eine erste Kirche in Buchdorf ist bereits im 12. Jahrhundert bezeugt. Die heutige Pfarrkirche St. Ulrich wurde 1736 erbaut.

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