Es handelt sich um drei Bänke, die aus grob behauenen Kanthölzern aus Nadelholz zimmermannsmäßig gefertigt sind. Bereits die Bearbeitungsspuren und die Abnutzung verraten ein hohes Alter. Sie sind in auf dem Boden liegenden Schwellbalken eingezapft, die mit Querbalken verbunden sind, die die Kniebank bilden. Die seitlichen Pfosten, die sogenannten Docken, sind etwas flacher und schließen oben ab in einer typischen, spätgotischen stilisierten Lilienform, die geschnitzt ist und spitz zuläuft. Die oberen Querhölzer sind durchgesteckt und geben dadurch Halt. Erst nachträglich wurde ein schmales Sitzbrett auf Brettstützen hinzugefügt. Da man kaum Vergleichsbeispiele kennt, ist eine stil- und technikgeschichtliche Datierung innerhalb der Spätgotik kaum möglich. Man kann die Entstehung in Relation zur Baugeschichte setzen und deshalb eine Datierung in die Zeit um 1480 bis 1520 vorschlagen.
Im Mittelalter muss man sich die großen Sakralräume generell ohne Bänke für das Volk vorstellen. Unser Gestühl auf der Empore diente nur dem Knien während des Gottesdienstes und war eine Erleichterung für die Gläubigen, weil man sich beim Stehen anlehnen konnte. Es hatte auch den Sinn, auf beengtem Raum mehrere Personen in geordneten Verhältnissen unterzubringen. Aufgrund dieser Praxis wurden solche Gestühle „Knechte“ genannt. Diese gibt es auch als Detail in einem Chorgestühl, und zwar an der Unterseite des Sitzbrettes. Durch dieses konsolartige Stück ist dem Mönch bei hochgeklapptem Sitz das lange Stehen erleichtert worden. Es ist schon faszinierend, wenn man sich vorstellt, wie viele Generationen von Menschen in Mindorf das Gestühl benützt haben, und dass es trotz des hohen Alters und der Beanspruchung – wenn man bedenkt, welche Haltbarkeit heutige Möbel haben – wir es heute noch bewundern können. Ein in der Konstruktion vergleichbares Gestühl kann man im Schiff der Mindorfer Kirche finden. Man kann es stilgeschichtlich als frühbarock klassifizieren, weshalb es ebenfalls als große Besonderheit gilt.
Nach den jüngsten Erkenntnissen der Bauforschung ist eine Erbauung der mittelalterlichen Chorturmkirche in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts anzunehmen. In den Jahren 1444/45 wird das Langhaus abgetragen und ein größeres Schiff und ein dreiseitig geschlossener Chor etwas nach Norden versetzt errichtet. 1487 erfährt der Turm eine Erhöhung. Wie sich die Zeit der Reformation im Kirchenraum ausgewirkt hat, können wir uns heute nicht mehr vorstellen, weil die Gegenreformation der Kirche eine neue Ausstattung beschert hat. Seit 1727 ist bekannt, dass es bei den Dächern von Turm, Chor und Langhaus konstruktive Probleme gibt. 1796 wird deshalb der Turm umgestaltet, und der Chor erhält ein neues Dach. Die folgenden Generationen haben sich immer wieder um Abhilfe bemüht, aber keine dauerhaften Lösungen gefunden. Die kleine Filialkirchengemeinde war stets bestrebt, ihr geschätztes Gotteshaus nach Kräften zu pflegen.
Emanuel Braun