Der Münchner Maler Josef Wittmann gehört zu einem Genre von Künstlern des 20. Jahrhunderts, die man gelegentlich als Kirchenmaler bezeichnet hat, weil sie überwiegend in der Monumentalmalerei im Dienste der Kirche tätig gewesen sind. Ihre Werke prägen bis heute historische wie auch neu gebaute Sakralräume. Doch stehen ihre Namen im Schatten der Großen der Kunstgeschichte, auf die Kirchenbesucher wirken ihre Bilder heute stilistisch eher konventionell. Ihre ursprüngliche Aufgabe der Katechese ist kaum noch gefragt.
Die kunstwissenschaftliche Forschung hat sich bisher kaum mit dem Schaffen dieser Kirchenmaler beschäftigt. Umso verdienstvoller ist es, dass jüngst eine Monographie über Josef Wittmann aus der Feder von Hans Christian Ries in großer Aufmachung im Kunstverlag Josef Fink erschienen ist. Dem Enkel des Künstlers ist es zu verdanken, dass sich ein großer Teil seines Nachlasses erhalten hat. Zuletzt konnte auch dessen Bewahrung geregelt werden, indem er in eine öffentliche Sammlung überführt wurde. Josef Wittmann, in der nördlichen Oberpfalz geboren, lebte in München und war ein sehr produktiver Kirchenmaler. Seine Werke sind zu finden vorwiegend in den Bistümern Regensburg und Eichstätt, aber auch in Schwaben und in Oberbayern, und zwar in mehr ländlichen Sakralbauten. Sein Erfolg begründete sich in seiner Fähigkeit, ebenso flexibel wie sensibel auf die Wünsche der Auftraggeber zu reagieren. Kunstgeschichtlich ist er ein Vertreter der Münchner Schule und arbeitete vorwiegend im Stil des Neobarocks. Anders als kunsthandwerklich orientierte Kollegen vermied er es, barocke Kompositionen zu zitieren oder zu kopieren. Er entwickelte einen eigenen Stil, den lange, hagere Figuren und eine duftige, leuchtende Farbigkeit charakterisieren.