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Johann Evangelist Holzer - Maler des Lichts

Sonderausstellung

Schutzengelkirche

In der kürzlich restaurierten Eichstätter Schutzengelkirche sind drei Altarbilder von Johann Evangelist Holzer zu sehen.

Kreuzigung Christi

Johann Evangelist Holzer unter der Leitung Johann Georg Bergmüllers
1733
Öl auf Leinwand, 400 x 200 cm
Eichstätt, Schutzengelkirche

Der Kreuzaltar wurde im November 1733 aufgestellt, über Datierung und Stifter informiert ein bis heute an der Altarrückwand aufgeklebter Pergamentzettel. Johann Georg Bergmüller als Werkstattinhaber und Auftragnehmer signierte das Gemälde an unteren Teil des Kreuzestammes, doch scheint auch hier sein Meisterschüler Holzer entscheidend an Entwurf wie Ausführung beteiligt gewesen zu sein. In diversen Partien weicht die künstlerische Handschrift in von der akademisch ausgefeilten Bergmüllerschein eindeutig ab, finden sich auch hier der virtuos-flotte Pinselduktus und eine raffinierte Lichtdramaturgie.

Vor verdunkeltem Himmel erhebt sich das Kreuz, ein Widerhall des vom gekreuzigten ausgehenden Lichtes scheint auf die drei Personen zu seinen Füßen zu fallen. Die Muttergottes hat ihr Gesicht in stiller Klage erhoben, der Lieblingsjünger blickt schmerzvoll-zärtlich zu seinem Herrn auf, Maria Magdalena umklammert das Holz des Kreuzesstammes.

Die Darstellung des Gekreuzigten in teilweise verschatteter Unteransicht entstammt italienisch-niederländischen Traditionen, auch Bergmüller hatte sie rezipiert. Dennoch spricht die Körper schaffende Lichtdramaturgie, der zudem die inhaltliche Ebene als Ahnung von Auferstehung und Licht des ewigen Lebens zukommt, für einen freieren und kreativeren Geist. Maria erscheint zunächst als typische Bergmüllerfigur, doch scheint ihr in großen Flächen angelegtes und flott ausgeführtes Gewand wiederum die Handschrift Holzers zu zeigen. Das herrliche Gesicht des Lieblingsjüngers lässt an die klassisch-vornehme Sprache des von Holzer so geschätzten Antonis van Dyck denken, in seiner stillen Melancholie und feinen Ausdruckskraft lässt es andererseits den Erzengel des Eichstätter Hochaltarblattes vorausahnen. Die mit großer Geste trauernde Maria Magdalena scheint ihre Vorbilder in der italienisch-venezianischen Malerei zu haben, Licht und Flächenbehandlung weisen auch hier in die Richtung des Meisterschülers.

Reginae Angelorum

Johann Evangelist Holzer unter der Leitung Johann Georg Bergmüllers
1732/33
Öl auf Leinwand, 424 x 218 cm
Eichstätt, Schutzengelkirche

Der Marienaltar wurde im Februar 1733 aufgestellt, das Gemälde dürfte also im Winter 1732/33 ausgeführt worden sein. Über Stifter und Künstler informieren nicht nur die jesuitischen Quellen, sondern auch ein originaler Pergamentzettel, der sich an der Rückwand der Altararchitektur erhalten hat. Johann Georg Bergmüller erhielt für das Gemälde 300 Gulden, seine Signatur sowie die Jahreszahl 1733 befinden sich am unteren Bildrand.

Schon die zeitgenössischen Biografen berichten von der engen Zusammenarbeit Bergmüllers mit seinem Meisterschüler Holzer an Altarblättern, auch verwies man früh auf die Ähnlichkeit des Marienbildes mit dem des Hochaltares. Inzwischen gilt als sehr wahrscheinlich, dass das Gemälde „sub Directione Domini J.G. Bergmüller“ gearbeitet, jedoch weitgehend durch Johann Evangelist Holzer ausgeführt wurde.

Thema des Gemäldes ist Maria als neue Eva und Teil des göttlichen Heilsplans. Als Himmelkönigin über der Mondsichel thronend und von Engel mit Rosen, wird sie von Vorfahren flankiert: ihren Eltern Anna und Joachim mit den Opfertäubchen, von Abraham mit dem Opfermesser als Verweis auf den Opfertod Jesu Christi, und von König David mit der Leier. Führt doch das Matthäusevangelium die Stammlinie Jesu auf David, den ersten König Gesamtisraels und Abraham, den Stammvater aller Israeliten zurück. Am unteren Bildrand besiegt ein Erzengel Michael in Kindgestalt den Drachen, verweist damit auf den Sieg Mariens wie den der christlichen Kirche.
Im Vergleich zum Bergmüllerschen Josephsaltar in der gleichen Kirche zeigt das Gemälde eine wesentlich freiere künstlerische Sprache, größere Tiefenräumlichkeit und ausgefeiltere Bildinszenierung durch Licht und Schatten. Der Malstil ist flüssiger und freier, pastos aufgesetzte Farbtupfer sorgen an Locken, Flügeln oder Blüten für plastisch schimmernde Details.

Tuum es regnum et potentia et gloria

Johann Evangelist Holzer, 1738/39
Öl auf Leinwand
H: 8, 36 m; B: 4,28 m
Eichstätt, Schutzengelkirche

Die Entstehungszeit des Hochaltargemäldes, Holzers größter Leinwandarbeit, ist durch zeitgenössische Quellen einigermaßen gesichert: am 3. Dezember 1739 wurde erstmals ein Amt „in ara summa recens erecta“ zelebriert, der Hochaltar war demnach vollendet. Das Gemälde ist nicht signiert, die Zuschreibung erfolge jedoch bereits kurz nach dem Tod Holzers durch zeitgenössische Biografen. Von den 12.ooo Gulde Gesamtkosten für den Hochaltar fielen 2.000 auf das Altarblatt.

Das figurenreiche Altarblatt ist in drei Ebenen gegliedert, die kompositorisch durch Bewegung, Gestik, Blickrichtungen und Lichtdramaturgie durch drei Diagonalen miteinander verbunden sind. Wohl dosiert steigert sich die Farbigkeit von feurigem Dunkel über kraftvolles Leuchten bis zu pastelliger Verklärtheit.

Hoch aufgerichtet verkündet Erzengel Michael seinen Sieg über den gefallenen Engel Luzifer, der zu seinen Füßen in die Höllenglut stürzt. Michaels Blick ist in die himmlischen Höhen gerichtet, wo sich Gottvater von seinem Thron erhoben hat, um seinem Sohn, dem auferstandenen Jesus Christus, den Platz zu seiner Rechten anzubieten.

Das Thema des wohl von jesuitischen Theologen ausgearbeitete, höchst komplexe Bildprogramms wird bereits in zeitgenössischen Quellen beschrieben. Das Zitat »Tuum est regnum et potentia et gloria« entstammt alttestamentarischen Vision des Propheten Daniel. »Herrschaft, Würde und Königtum« werden hier dem Menschensohn durch den „hochbetagten“ Gottvater auf dem Feuerthron verliehen. Auch findet sich hier die Schilderung von Kampf und Sieg des Erzengels über den Drachen.

Die zahlreichen Engelsgestalten im Gemälde verbildlichen die neun Engelsgehöre gemäß der Aufzählung des hl. Papstes Gregor. Rechts der Dreifaltigkeit erglüht ein sechsflügeliger Seraphim in Liebe, links bringt ein Vertreter der „Thronoi“ den Thron des Menschensohnes. Am rechten Bildrand verkörpern drei wohlgestaltete Engel mit Kronen mittlere Hierarchie der Engel und gleichzeitig die höchsten irdischen Mächte, über denen die göttliche Herrschaft steht.

Das Gemälde ist als Ausschnitt aus der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen zu lesen, als Hinweis auf den göttlichen Herrschaftsanspruch. Der Kampf Michaels steht für den Sieg der christlichen Kirche in der Welt, die Engel sind Akteure der Heilsgeschichte.

Holzer gliederte die riesige Malfläche durch Farbe, Licht und Emotion, auch der Malstil entspricht seiner Reife. Statt Leidenschaft prägt nun Gelassenheit und souveränes In-Sich-Ruhen seine Akteure. Mit seinem Eichstätter Hochaltargemälde zog er endgültig das Fazit all seines Könnens.

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